Magst du die Weihnachtszeit? Oder bist du – ganz unter uns gesagt – froh, wenn der Spuk Jahr für Jahr vorbei ist?

Für mich war Weihnachten viele Jahre über mehr Qual als Freude. 3 Kinder, Partner, eine Handvoll Ex-Männer (mit Ex-Familien-Anhang), nicht zu vergessen meine eigene fröhliche Familie (oder zumindest der Teil, der noch davon übrig war) und natürlich Haushalt, Hund und Co. sollten in dieser besinnlichen, freudigen Zeit alljährlich perfekt unter einen Hut gebracht werden. Ich hatte echt lange den Eindruck in einer Dauerschleife gefangen zu sein, denn kaum war Weihnachten vorbei, packte ich gefühlt schon wieder die festliche Deko aus und der Spuk startete von vorn. Täglich grüßt das Murmeltier!

Ich war nicht nur Managerin meiner diversen Ex- und aktuellen Familien, denn jeder wollte natürlich Weihnachten mit meinen/seinen Kindern verbringen, sondern auch Geschenks-Planerin für so ziemlich jeden. Jeder Wunsch sollte erfüllt (natürlich möglichst nur in einfacher Ausführung), alle mit Geschenkideen versorgt werden und der Einfachheit halber konnte ich die Geldgeschenke von Oma, Opa & dem Rest der Familie ja schon vor dem Fest in Waren umwandeln, sprich einkaufen. Und warum die Geschenke noch hin- und hertragen, wenn Claudia sie doch auch alle gleich einpacken kann?

Rechtzeitig galt es auch noch zu entscheiden, wen wir denn dieses Jahr zu uns einladen und wen wir besser ausladen (denn in der lieben Familie verstanden sich natürlich nicht alle untereinander – vor allem nicht meine geschiedenen Eltern), um selbst auch noch ein wenig Freude am Heiligen Abend übrig zu haben. Je nachdem wer die glücklichen Eingeladenen waren, gab es dann ein entsprechend den Geschmäckern passendes Weihnachtsmenü mit oder ohne Wein (meine Mutter – dem Alkohol nicht abgeneigt – wollte niemand an Heilig Abend betrunken vorm Christbaum stützen müssen).

Apropos Christbaum! Besagter war auch immer ein sehr großer Diskussionspunkt. War er zu klein, zu dicht, zu unförmig, zu schütter, zu löchrig oder einfach zu teuer, dann war schon mal mindestens ein Familienmitglied unzufrieden, enttäuscht oder beleidigt und ich damit auch irgendwie gescheitert (obwohl ich die Bäume oft gar nicht selbst besorgt hatte). War doch ich als Mama für das Glück aller an Weihnachten verantwortlich! Wenn die Kinder am 23.12. abends endlich im Bett waren und ich komplett fertig und gestresst von der schönen Adventszeit, begann die Freude des Baum Schmückens. Juchu!

Viele Feste schaffte ich dennoch hinzubiegen und halbwegs zu genießen, sicher auch Dank der strahlenden Kinderaugen, die mich doch immer sehr berührten. Denn auch, wenn es oft Diskussionen gab, wo die Kinder heuer am Heiligen Abend sein würden, waren wir doch fast jedes Jahr zusammen. Sehr oft vermisste ich allerdings Weihnachten wie ich es mir insgeheim immer erhofft oder erwartet hatte. Entspanntes Beisammensein, gemeinsam Lachen, Spielen und dankbar sein für das, was man hat und ist.

Irgendwann kam ich an den Punkt, wo nichts mehr von all dem für mich funktionierte. Ich hatte weder Lust auf ewiges Geschenke suchen, noch darauf die Familie weiter zu managen. Ich ließ all meine Erwartungen und Wünsche los. Ja, ich sagte sogar zu meinen (mittlerweile) Teenagern, sie könnten Weihnachten verbringen, wo sie es möchten und sich wohlfühlen.
Jeder durfte sich von nun an um seine eigenen Geschenke kümmern, der Baumkauf wurde delegiert und das Weihnachtsmenü einstimmig in Raclette verwandelt (denn da kann jeder essen, was er/sie möchte). Das Fest lag nun nicht mehr nur in meiner alleinigen Verantwortung, sondern jeder durfte mit gestalten oder zumindest anschießend nicht darüber meckern. Ich warf alle Traditionen über Board und beschloss Weihnachten jedes Jahr aufs Neue so zu verbringen, wie ich möchte und Teile meiner Familie (nämlich die, dich ich wirklich sehen wollte) einzuladen, dabei zu sein.

All dem lag kein einziger Aha-Moment zu Grunde, nein, es brauchte ein paar Anläufe. Und es ist auch nicht jedes Jahr gleich. Weihnachten hat seit einiger Zeit bei mir jedes Jahr die Möglichkeit sich umzugestalten und einfach zu sein – ganz ohne Erwartungen oder Projektionen. Und dieses fröhliche Fest – man höre und staune – wird seither tatsächlich jedes Jahr besser!