Von klein auf wird den meisten von uns beigebracht, dass Bescheidenheit eine Tugend und Geben seliger denn Nehmen ist. Vieles davon geben wir unbewusst an unseren Nachwuchs weiter, denn wer mag schon ein vorlautes Kind, das immer sagt, was es denkt und fordernd ist? Wir erziehen unsere Kinder dazu sich anzupassen, immer hilfsbereit und höflich zu sein, sich zurückzunehmen und brav zu lernen, um später mal etwas zu erreichen im Leben. Spätestens wenn sie in die Schule kommen, werden Einzigartigkeit und Eigenständigkeit nicht mehr als zu fördernde Eigenschaften angesehen, sondern im Gegenteil abtrainiert. Einfach auch, weil es bequemer für Lehrer und Eltern ist.

Kein Wunder also, dass viele Erwachsene später hauptsächlich darauf fokussiert sind es anderen recht zu machen und keine Ahnung haben, was sie selbst eigentlich wollen. Wie auch, denn die Erlaubnis für eigene Wünsche, für das sich selbst in den Mittelpunkt stellen gab es ja bis dato nie. Es beginnt der Balanceakt den eigenen Eltern, dem Arbeitgeber, dem Partner und später auch den eigenen Kindern gerecht und dabei selbst nicht vollkommen unglücklich zu werden. Sogar oder vor allem die Berufswahl ist oft davon betroffen. Wie oft habe ich Klienten in meiner Praxis, die erst im fortgeschrittenen Alter erkennen, dass sie bis jetzt das Leben für andere gelebt haben. Sie warten auf die Erlaubnis sie selbst und nicht mehr Statist im eigenen Leben zu sein, sondern endlich die Hauptrolle zu bekommen.

Aber wer kann diese Erlaubnis erteilen? Die Eltern? Freunde? Der Partner? Oder vielleicht ein Guru oder Therapeut? Oder ist es einfach jeder einzelne von uns, der selbst die Wahl treffen darf, sich in den Mittelpunkt des eigenes Lebens zu stellen?

Was, wenn nichts daran falsch ist für sich selbst Glück und Lebensfreude einzufordern? Und das auch nicht zwangsläufig heißt, dass man selbstsüchtig, rücksichtslos und einsam durchs Leben gehen muss? Wenn jeder in erster Linie auf sich und auf seine eigenen Bedürfnisse schaut, dann muss niemand auf andere Acht geben. Oder?

Wie viel leichter könnte es funktionieren glücklich zu sein, wenn wir aufhören die Verantwortung für unser Leben anderen zu überlassen? Was natürlich den kleinen Nachteil hat, niemand anderem mehr die Schuld geben zu können, wenn es nicht so läuft wie erhofft.

Ich für mich habe irgendwann erkannt, dass niemand – absolut niemand – besser weiß, was mich glücklich macht, als ich selbst. Und dass es auch total in Ordnung ist, wenn ich mich in meinem Lebensstil von anderen unterscheide. Ich warte nicht auf die Erlaubnis von außen, wenn ich Entscheidungen treffe, die sich für mich richtig und gut anfühlen. Ich stelle nicht mehr die Standpunkte anderer Menschen über meine eigenen.
Ich bin gerne die Hauptdarstellerin in meinem Leben und genieße die Verbundenheit mit den vielen, unterschiedlichen Nebendarstellern und Statisten, die mich jeden Tag bereichern.

Ich warte nicht mehr darauf, dass jemand etwas Nettes für mich tut oder auf mich aufpasst, sondern stärke mir in jeder Lebenslage selbst den Rücken. Und seither sind so viele neue Menschen in mein Leben getreten, die mich unterstützen und meinem Leben beitragen – es ist wirklich erstaunlich!

Welche Rolle spielst du in deinem Leben? Und wie viel Erlaubnis hast du für dich selbst?
Es gibt zwar keinen Oscar für die Hauptrolle in deinem Leben, aber mehr Freiheit und Glück als du im Moment vielleicht erahnst. Veränderung beginnt immer mit einer Wahl und ist in jedem Moment möglich.